Balkon mit Seeblick
Rede, gehalten von Katharina Hausel anläßlich der Vernissage
am 10.10.2009 in der Galerie Medial, Berlin |
Ihre bildnerische Sprache verkraftet durchaus
den Vergleich mit großen Vorbildern bekannter Künstler, der
in einzelnen Fällen auch funktioniert, sich in Bezug auf ihr Gesamtwerk
jedoch als trügerisch erweist. Denn dazu ist es nicht einseitig
genug, sondern entwickelt sich, wächst kontinuierlich, bleibt beweglich
und - frisch. Stephanie Krumbholz lässt sich nicht festlegen, was
dem Kunstmarkt gegenüber eigentlich eine Unart ist. Für sie
ist die künstlerische Freiheit "größtmöglichstes
Ziel", obgleich sie weiß, dass es schwer zu erreichen ist.
Ich erinnere mich an William Turners Gemälde von 1842: "Schneesturm
- ein Dampfer vor einer Hafeneinfahrt gibt Signale in der Untiefe und
bewegt sich nach Lot. Der Autor war in diesem Sturm in der Nacht, als
die Ariel aus Harwich auslief (dabei)". Turner hatte sich am Mast des
Schiffes festbinden lassen, um das Spektakel vier Stunden lang von da
aus zu beobachten. Er hat es erlebt und vermittelt in seiner Malerei
diese heftige Erfahrung, damit die Betrachter heute immer noch etwas
davon mitbekommen mögen.
Die Erfahrung der Künstler wird von ihnen in ihre Malerei übertragen
und vermittelt sich von dort aus an die Betrachter weiter - jedoch können
die Rezipienten nicht exakt denselben Eindruck aufnehmen.
Die Botschaft des Bildes überträgt sich auf die Schauenden.
Dabei profitiert die Botschaft von der Kenntnis und dem Erfahrungsschatz
der Schauenden, und wird teilweise ergänzt durch neue Erkenntnis,
aber auch durch individuell subjektive Assoziationen der Betrachter.
Die Botschaft des Bildes kann damit nie ganz mit dem kongruent sein,
was der Künstler selbst erfahren hat und sagen will. Auf dieselbe
Weise sind auch die Gemälde von Stephanie Krumbholz meditiert und
gelebt. Die Malerin lädt ihre Rezipienten bewusst zur subjektiven
Auffassung ein, wodurch natürlich immer auch ein mittelbarer Dialog
zwischen der Künstlerin und den Betrachtern entsteht. Dabei gibt
es noch vieles, was gar nicht in Worte gefasst werden kann.
Zu diesem Dialog lade ich Sie, sozusagen im Auftrag der Malerin, nun
sehr herzlich ein, ebenso wie dazu, mit ihr selbst direkt zu sprechen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und viel Vergnügen! |